Am Vortag der Veranstaltung hatte Christoph Hüls, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Osnabrück AG, in einer Feierstunde im Kreise der Gesellschafter und Partner von smartOPTIMO die Laudatio auf das kommunale Netzwerk gehalten. „Dank unserer kommunalen Stärke sind wir – und damit smartOPTIMO – überhaupt erst in der Lage, den großen Playern im Markt auf Augenhöhe zu begegnen“, sagte er. „Die Bündelung der vorhandenen Kompetenzen im Mess- und Zählwesen macht es möglich, auf dem innovativen, zukunftsträchtigen, aber auch deutlich komplexer werdenden Markt des digitalen Messwesens eine gewichtige Rolle als Dienstleister für die kommunale Familie einzunehmen.“
Erfolgsformel: Kooperation auf Augenhöhe
Augenhöhe ist auch ein zentrales Stichwort für die gemeinschaftliche Arbeit. Mehrere Referentinnen und Referenten betonten die positiven Effekte der interessensgleichen, horizontalen Zusammenarbeit. Tanja Große Hermann von den Hertener Stadtwerken sagte im Kontext der Entwicklung von Geschäftsmodellen rund um die Betriebskostenabrechnung für die Wohnungswirtschaft, dass das Kooperationsprojekt „zielführend und zukunftsfähig“ sei. Jochen Buchloh, Berater von der Horizonte Group, meinte mit Blick auf die Strategieentwicklung von Stadtwerken im Zeitalter der Digitalisierung: „Die kommenden Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam lösen, durch Kooperation.“
Neben einer großen Portion Gewissheit, auf dem richtigen Pfad zu sein, nahmen die Teilnehmer wichtige weitere Erkenntnisse von der Tagung mit. So bestätigte die EMH Metering GmbH, als Aussteller zugegen, dass sie als nächstes Unternehmen in wenigen Tagen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) das Zertifikat für ihre Smart Meter Gateways (SMGW) erhalten werde. Jan Hendrik vom Wege von der Anwaltskanzlei Becker Büttner Held, steuerte unter anderem den Hinweis bei, dass laut BSI, sobald der dritte SMGW-Anbieter zertifiziert sein wird, ohne Zeitverzug auch die Marktverfügbarkeitserklärung des BSI veröffentlich werden soll. Damit kann der Rollout intelligenter Messsysteme für Pflichteinbaufälle gleich im neuen Jahr starten.
„Die Arbeit geht jetzt erst richtig los“
Dass die ersten Schritte dennoch nicht einfach sein werden, wurden in den Vorträgen ebenfalls deutlich. So wies beispielsweise Dr. Christoph Leicht von der Physikalisch technischen Bundesanstalt (PTB) auf Probleme mit der Latenz insbesondere bei der drahtlosen Datenübertragung hin. Bei der Umsetzung einiger Tarifanwendungsfälle seien Einschränkungen wahrscheinlich. smartOPTIMO-Geschäftsführer Dr. Fritz Wengeler resümierte: „In der Umsetzung werden noch etliche Detailfragen zu lösen sein. Die Arbeit geht jetzt erst richtig los.“
Doch Bange machen lassen wollen sich die Stadtwerke im smartOPTIMO-Verbund ganz offenbar nicht mehr. Die bislang gemachten positiven Erfahrungen vermitteln Zuversicht, gemeinsam mit den Geräte- und Software-Herstellern auch die kommenden Herausforderungen bewältigen zu können. Zumal in der Digitalisierung im Kontext smarter Quartiere und Smart Cities enorme Chancen und große neues Geschäftspotential bietet. „Die Zukunft der Klimaanpassung wird sich in den Städten entscheiden“, sagte Steffen Braun vom Fraunhofer IAO in seinem Vortrag zum Thema „Vision Morgenstadt“. Mit dem Smart Meters Gateways verfügen die Stadtwerke in den Gebäuden über zentrale Ankerpunkte für die Digitalisierung.
Das aktuelle Sein verändert das Bewusstsein
Sogar die Bereitschaft, beim Entwickeln neuer Geschäftsmodelle ins Risiko zu gehen und ggf. Fehler zu machen, aber daraus schnell lernen zu wollen, war aus mehreren Beiträgen herauszuhören. Mit dem von Steffen Braun zitierten Ausspruch des ehemaligen Formel-Ein-Rennfahrers Mario Andretti konnten sich jedenfalls viele Teilnehmer des Netz- und Vertriebsforums anfreunden: „If everything seems under control, you’re not going fast enough.“
Keine Frage: Die Tatsache, dass der Rollout intelligenter Messsysteme unmittelbar bevorsteht, hat das Denken und das Bewusstsein der Entscheider und Experten in den Stadtwerken verändert. Tatendrang und Aufbruchsstimmung waren in Münster deutlich spürbar.