ZfK: Welche Eindrücke haben Sie von der E-world mitgebracht?
Wengeler: Die Intensität der Gespräche hat deutlich zugenommen. Das zeigt: Der Rollout intelligenter Messsysteme wird konkret und greifbar. Die Stadtwerke fragen uns, wann sie loslegen können und sind durchaus positiv gestimmt. Viele Entscheider erkennen jedoch auch, dass der Rollout mehr ist als eine rein technische Herausforderung. Einige prozessuale und rechtliche Fragen müssen ebenfalls geklärt werden. Daher ist der Rollout nun ein Prozess, der Schritt für Schritt in Gang kommen wird. Wir freuen uns gemeinsam mit unseren Kunden über die aktuelle Aufbruchstimmung und sind zuversichtlich, dass alle wichtigen Schritte erfolgreich gemeistert werden. Wie sagt man so schön? „Ein strukturiertes Vorgehen ist letztendlich effizient!“
ZfK: Was bedeutet das konkret für die nächsten Wochen und Monate?
Wengeler: Wir haben es beim intelligenten Messwesen mit verschiedenen Bausteinen zu tun, die es nach komplexen Regeln zu verbinden gilt. Dafür gibt es keine Blaupause. Zudem sind diese Bausteine nicht standardisiert. Das Verketten der Systeme und Einrichten von Workflows ist und bleibt daher eine Herausforderung. Deshalb erwarte ich – und das deckt sich mit den Einschätzungen, die mir auf der Messe gespiegelt wurden–, dass man auf Basis kleiner Gerätestückzahlen zunächst Strukturen und Prozesse einschwingt. 2020 geht es folglich noch nicht darum, möglichst viele Geräte ins Feld zu bringen, sondern dafür die Basis zu legen. 2021 und 2022 wird man die Einbauzahlen dann deutlich steigern können.
ZfK: Haben die Stadtwerke schon verinnerlicht, was mit dem Rollout intelligenter Messsysteme sonst noch verbunden ist, wenn man Richtung Vertrieb und Mehrwertdienste schaut?
Wengeler: Ja, das meinte ich unter anderem damit, als ich sagte, es wird greifbarer. Die Vertriebe der Stadtwerke wachen auf und erkennen die Tragweite des Rollouts intelligenter Messsysteme. Mancher Geschäftsführer hat das Thema einst als rein technisches Umsetzungsthema seinem technischen Leiter oder dem Leiter des Messwesens übertragen. Mittlerweile wird allen klar, dass der Rollout intelligenter Messsysteme als Nukleus der Digitalisierung Chefsache ist, dass letztlich das gesamte Unternehmen strategisch und operativ involviert ist und dass die Uhr tickt. Wer Ende 2020 oder Anfang 2021 neue Tarife oder Mehrwert-Produkte am Start haben will, muss sich jetzt darüber Gedanken machen und das aufbauen. Es führt kein Weg mehr daran vorbei: Man muss die Dinge jetzt anpacken.
ZfK: A propos Mehrwertprodukte: Wo steht das Projekt Plattform Wohnungswirtschaft bei smartOPTIMO?
Wengeler: Die Plattform Wohnungswirtschaft behandelt in der Kooperation u.a. die Heizkostenabrechnung für Stadtwerke. Das läuft sehr erfolgreich. Erste Pilotprojekte werden von teilnehmenden Stadtwerken im Frühjahr 2020 bei Wohnungswirtschaftskunden initiiert. Ich bin fest davon überzeugt, dass durch das Verschmelzen des energiewirtschaftlichen und des wohnungswirtschaftlichen Messstellenbetriebs ein neuer, großer Wettbewerbsmarkt entstehen wird. Eines wird in diesem Plattformprojekt klar: Stadtwerke sollten dieses Thema eng verfolgen und zeitnah besetzen. Und dieses in der Kooperation zu tun, hilft hier ungemein. Aktuell führen wir mit weiteren Stadtwerken in dieser Thematik Workshops zur inhaltlichen Vorbereitung durch.
ZfK: Wie bewältigen Sie die allgemeine Personalknappheit? Vermutlich ist es weder auf der Beratungs- und Projektseite noch bei den Monteuren einfach, Leute zu finden.
Wengeler: Das ist richtig. Spezialisten, die schon über drei Jahre Erfahrung mit der Gateway Administration verfügen, gibt es halt nicht. Es bleibt nur ein Weg: selbst ausbilden. Bei den Monteuren laufen wir branchenweit in einen dramatischen Engpass. Externe Monteure sind am Markt kaum zu finden. Wir denken intensiv darüber nach, wieder mehr Monteure einzustellen und auszubilden. Anders als früher rechnet sich das wieder.
ZfK: Zuletzt gab es überraschend Bewegung im Markt dadurch, dass einige Stadtwerke sich nochmal neu auf die Suche nach einem Partner für die Smart Meter Gateway Administration machen mussten. Haben Sie aus diesem Pool Anfragen erhalten? Und wie gehen Sie damit um?
Wengeler: Das ist tatsächlich der Fall, wir sind weiter gewachsen. Es gibt einige Stadtwerke, die sich quasi noch einmal neu orientieren müssen, weil ihr bisheriger Partner nicht mehr zur Verfügung steht. Das wird für diese Unternehmen und uns, wenn wir den Zuschlag erhalten, eine große Herausforderung. Der stellen wir uns selbstverständlich. Nachzügler sollten mit ihrer Entscheidung aber nicht zu lange warten. Es gilt das Motto „first come, first serve“. Wir haben zwar die Kapazitäten hochgefahren, aber die sind natürlich nicht unendlich. Dennoch freuen wir uns selbstverständlich über jede Anfrage!
ZfK: Vielen Dank für das Gespräch!